Ein Clan von Münzfälschern im Westerwald? (2020/03)
Auf Gemarkung Anhausen wurden bei der Ruine Braunsburg Prospektionen von lizensierten Sondengängern durchgeführt. Dabei fand man 48 mittelalterliche und zwei römische Münzen, eine Papstbulle von Johannes XXII. (1316-1334) sowie 389 Kleinfunde wie Gürtelschnallen und Teile von Pferdegeschirr.
Abgesehen von 40 Barren aus einer Kupferlegierung sind 171 weitere Funde verschiedenen Arbeitsschritten des Metallgießens zuzuordnen wie Schmelztiegelfragmente und Schlackenreste. Besonders fällt eine große Menge Metallplättchen auf, die sowohl rund als auch eckig sein können: Es handelt sich um 359 Rohlinge in verschiedenen Stadien zum Prägen von Münzen. Die Plättchen bestehen statt aus Gold oder Silber aus einer Kupferlegierung, teilweise mit Weißmetallüberzug. Aus dem gleichen Material waren 38 fertige Prägungen, bei denen es sich folglich um Fälschungen handelt. Alle Arbeitsschritte des Fälschens lassen sich rekonstruieren: Das Schmelzen von Metallschrott in Tiegeln, das Gießen in Barren, das Plattklopfen der Barren und das Zerteilen der Barren in die richtige Münzgröße. Es folgte das Zuschneiden der zunächst eckigen Rohlinge in eine runde Form. Nach dem Überziehen mit Weißmetall wurden die Fälschungen geprägt. Die Werkstatt auf der Braunsburg kann aufgrund der gefälschten Münzen ins 14. Jahrhundert datiert werden. Interessant sind die Beziehungen der Braunsburger zu den wenige Kilometer entfernten Bewohnern der Isenburg. So erbaute Bruno I. von Isenburg zwischen 1197 und 1210 die Braunsburg. Die Isenburger wiederum fälschten auf ihren Burgen Grenzau und Sporkenburg Münzen in größerem Umfang. Ob und inwieweit die Falschmünzerwerkstätten mit jener auf der Braunsburg zusammenarbeiteten, wird untersucht. Doch bereits jetzt steht fest, dass die Menge der Funde von der Braunsburg die Anzahl derjenigen von den anderen Burgen bei weitem überschreitet.
Text: H. Echternach, GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz; S. Knirsch
Abbildung: