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Bandkeramiker im westlichen Hintertaunus (2019/03)

Vor dem Bau der neuen Umgehungsstraße bei Marienfels und Miehlen im Rhein-Lahn-Kreis fanden im Bereich der geplanten Straßentrasse umfangreiche archäologische Untersuchungen statt (s.a. AID 5/2017, 51, AID 3/2018, 52).

Hierbei stieß man – zum ersten Mal in der Mittelgebirgsregion des westlichen Hintertaunus überhaupt – auch auf die Spuren einer Siedlung der frühen Jungsteinzeit. Diese lag im sog. Miehlener Grund auf einem sanft abfallenden Hang in der Nähe eines kleinen Bachs. Festgestellt wurden die Überreste von vier, eventuell sogar fünf Häusern der sog. bandkeramischen Kultur (ca. 5500-4900 v. Chr.). Die von Nordwesten nach Südosten ausgerichteten Hausgrundrisse wiesen die typische Anordnung der Pfostenreihen und Wandgräben für die Dach- und Außenwandkonstruktionen auf. Die Gebäude waren bis zu 6,5 m breit. Die Längen der Häuser ließen sich dagegen nicht mehr bestimmen, einerseits aufgrund von Verlusten an alter Oberfläche durch Bodenerosion und andererseits wegen eines quer durch die Grabungsfläche verlaufenden Wirtschaftsweges.

Auffällig ist die große Menge an verkohlten Getreideresten und Samen, die aus den Pfostengruben eines Hauses geborgen wurden. Überwiegend stammen die Funde jedoch aus großen Gruben dicht neben den Häusern. Aus ihnen wurde vermutlich der Lehm zum Verputzen der Hauswände entnommen, bevor die Gruben wieder mit Siedlungsabfall verfüllt wurden. Gefunden wurden vor allem Keramikbruchstücke von Kümpfen, Schalen, Flaschen und grobkeramischen Vorratsgefäßen, Fragmente von verziegeltem Lehmverputz mit Abdrücken der Flechtwände und verschiedene Steingeräte, darunter Dechsel, Mahlsteinfragmente und Silexklingen. Die reich verzierte Gefäßkeramik weist die charakteristischen gefüllten bogen- und winkelförmigen Bandornamente der jüngeren bandkeramischen Kultur gegen Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. auf. Aus einer großen Abfallgrube, die nur knapp zweihundert Meter von den bandkeramischen Häusern entfernt lag, wurden zudem Keramikfragmente und Steingeräte geborgen, die zeitlich bereits der mittleren Jungsteinzeit (sog. Rössener Kultur, ca. 4.900-4.300 v. Chr.) angehören. Sie weisen darauf hin, dass der Siedlungsstandort bei Miehlen über einen längeren Zeitraum hinweg genutzt oder zumindest in zeitlichen Abständen immer wieder einmal aufgesucht wurde.
Text: Cliff A. Jost, Katja Salewski, GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz

Abbildungen:

Abb. 1

Miehlen. Nordwestteil eines bandkeramischen Hausgrundrisses mit umlaufendem Wandgraben und Pfostengruben im Innern. Foto: GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz/K. Salewski

Abb. 2

Miehlen. Zwei Randbruchstücke von Kümpfen mit Bandverzierung und dreieckige Pfeilspitze aus Feuerstein der bandkeramischen Kultur (oben) sowie zwei Keramikbruchstücke mit tief eingestochener flächiger Verzierung und kleine geschliffene Dechselklinge aus Felsgestein der Rössener Kultur (unten). Foto: GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz/M. Neumann