Randleistenbeil von römischer Villa (2018/10)
Im Rahmen der Erforschung eines römischen Gutshofs bei Schuld an der Ahr wurden in jüngster Zeit umfangreiche Geländebegehungen durchgeführt. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf die parsrustica, den Wirtschaftsbereich der Anlage.
Zahlreiche Kleinfunde, vornehmlich Metallobjekte, Keramik und Steinartefakte aus dem Neolithikum bis in das Mittelalter wurden unter Mithilfe von lizensierten Sondengängern geborgen. Eine Platzkontinuität in der Besiedlung ist dort jedoch nur für die römische Kaiserzeit belegbar. Bei den Prospektionen wurde ein Miniatur-Randleistenbeil gefunden. Als charakteristisches Merkmal sind die sehr niedrigen, vermutlich durch Hämmerung entstandenen Randleisten zu nennen. Ein leicht konkaver bis rechteckiger Bahnquerschnitt sowie die trapezoide Gesamtform ermöglichen eine Datierung in die frühe bis mittlere Bronzezeit (ca. 1800-1400 v. Chr.). Auffällig ist die geringe Größe des Stücks. Bisher sind nur wenige vergleichbare Miniatur-Randleistenbeile bekannt.
Gebrauchsspuren und Gesamtform sprechen sicher für eine Funktion als Miniaturwerkzeug zur Bearbeitung von filigranem Gerät oder Schmuck oder im weitesten Sinne als Kultgegenstand. Auffallend ist der Fundort des Randleistenbeiles auf einer römischen Villa. Bronzezeitliche Funde sind bisher aus einigen gesicherten römischen Grab- und Siedlungskontexten in Luxemburg sowie aus der Vulkaneifel und dem Ahrgebiet im nördlichen Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Anhand der historischen Überlieferung ist eine Sammeltätigkeit von Fossilien bereits unter Kaiser Tiberius bekannt. So liegt die Vermutung nahe, dass die Römer prähistorische Funde erkannt und besonders beachtet haben könnten. Dies kann jedoch beim bisherigen Forschungsstand kaum mit archäologischen Quellen sicher belegt werden.
Text: G. Heeren, GDKE, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz
Abbildungen: